Kasernenstrasse 37
Die Methodistenkapelle von Liestal liegt an der Kasernenstrasse und demnach an der Zufahrtsstrasse zum Städtchen in einem Gebiet, das erst im Laufe des 19. Jahrhunderts überbaut worden ist. Heute setzt die Kapelle mit ihrem Glockentürmchen über der Hauptfassade einen wichtigen Akzent in dieses Gebiet.
Die heutige Kapelle wurde im Jahre 1898 als Ersatz für eine erste um 1878 errichtete Kapelle erbaut. Diese erste Kapelle glich einem Saalbau, war ein längsrechteckiges Gebäude mit hohen Rechteckfenstern auf den Seitenfassaden und einer strassenseitigen Eingangspartie im Stile der englischen Tudorgotik. Diese Kapelle erwies sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts als zu klein und baufällig, weshalb sie abgetragen und 1898 durch die heutige Kapelle ersetzt worden ist.
Die heutige Kapelle ist höher und länger als die erste und wird durch ein Glockentürmchen über der Strassenfassade hervorgehoben. Beim Bau einer neuen Kapelle übernahm man von der alten das Portal, die flankierenden Fenster und das Fenster über dem Portal. Diese zeichnen sich noch heute durch ihre plastisch vortretenden Ueberdachungen aus. Auch bei der Gestaltung des Giebels mit den Blendtreppenstufen und dem oberen Abschluss hielt man sich an die alte Kapelle. Da die Kapelle nun eine Empore erhielt, entstanden beidseits des Mittelfensters zwei spitzbogige Fenster. Die Ecken der Kapelle und die einzelnen Joche betonte man mit. Lisenen, die aus sich abwechselnden Stücken von Backstein und Mauern bestehen. Auch die Fenster der Seitenfassaden wurden nun in spitzbogiger Form erstellt. Das direkt hinter den Giebel gesetzte Glockentürmchen besitzt einen Schaft, der jeweils mit geöffneten Dreieckgiebeln abgeschlossen ist. Dahinter erhebt sich der schmale, spitze Helm.
Die Methodistenkapelle in Liestal gehört zu den wenigen Sakralbauten des Baselbiets aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Ungefähr gleichzeitig entstand die von August Hardegger erbaute katholische Kirche von Sissach. Der Architekt der Methodistenkapelle in Liestal ist leider nicht bekannt, doch hielt auch er sich an die historischen Stilformen, die im 19. Jahrhundert bei Kirchenbauten beliebt waren. Während man beim Bau der ersten Kapelle Elemente der englischen Tudorgotik verwendete, und diese zum Teil für die zweite Kapelle übernahm, suchte man beim Neubau 1898 eine stärkere Anlehnung an die einheimische Gotik, so dass die Kapelle heute als ein Werk der Neugotik zu betrachten ist.
Wenn auch die Architektur der Kapelle sowohl im Aeussern als auch im Innern sehr bescheiden ist, so ist doch diese Kapelle gerade wegen ihrer Zurückhaltung ein typisches Werk ihrer Zeit und ihrer Bauherrschaft. Ausserdem steht die Kapelle an einem städtebaulich wichtigen Ort. Aus diesem Grunde wurde auch bei der Renovation der Erhaltung des städtebaulich wertvollen Gebäudes Beachtung geschenkt. Die Methodistenkapelle drückt allein schon mit der Bezeichnung Kapelle aus, dass sie keine Kirche sein will. In diesem Sinne erinnert sie an der Kasernenstrasse an frühere Wegkapellen, auch wenn ihre Funktion durchaus jene einer Kirche ist. Für die Kirchenarchitektur des 19. Jahrhunderts gilt das Gleiche wie für die Profanbauten jener Zeit. Sie bestand zur Hauptsache nicht aus hervorragenden Prunkbauten, sondern aus mehreren, zum Teil bescheidenen Bauwerken, die damals ihrer Funktion entsprechend gestaltet wurden. Für Kirchen bevorzugte man die Uebernahme von gotischen oder romanischen Stilelementen. Bei der Methodistenkapelle dürfte bei der Wahl zwischen diesen beiden Stilen die erste Kapelle an derselben Stelle vorbildlich gewesen sein. Für Liestal ist die Methodistenkapelle an der Kasernenstrasse ein entscheidender Bestandteil dieses Strassenzuges, ein Zeichen, an dem man nicht ohne es zu bemerken vorbeikommt. Dies war offensichtlich schon bei der Erbauung beabsichtigt und ist heute noch gültig.