Ermitage und Schlossanlage Birseck
Parzellen Nr. 412, 414, 4252
Ermitagestrasse 52, 54, 55, 57 Schlossgasse 12a-c, 14 |
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Die Denkmallandschaft Ermitage umfasst den englischen Landschaftsgarten, die Schlossanlage Birseck, die Mühlenanlage und die Waldhäuser. Zum Landschaftsgarten gehört das gesamte Wegsystem mit den wegbegleitenden Zäunen und Beeten, alle natürlichen und künstlich angelegten Grotten und Plätze (Karussellplatz Rotunde), alle Kleinbauten wie Klause des Waldbruders, Holzstoss, Temple rustique, das gesamte Wassersystem (3 Weiheranlagen, Dreiröhrenbrunnen, Springbrunnen, künstlicher Wasserfall beim Eingang, ehemaliges Aquädukt der Mühle), alle Gedenkinschriften und Gedenksteine, etc.
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Die Ermitage zu Arlesheim liegt am Westfuss des Gempenplateaus, das hier als Teil des Tafeljuras gegen die Rheinebene vorstösst und sich über der Birs zu einem kleinen Tal öffnet.
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Über die Entstehung der Ermitage zu Arlesheim, des grössten englischen Landschaftsgartens der Schweiz, ist bekannt, dass sie 1785 eröffnet wurde, und dass die Initianten oder Urheber der Anlage Balbina von Andlau-Staal, Gattin des bischöflichen Landvogts von Birseck, und ihr Vetter, Domherr Heinrich von Ligertz, waren. Arlesheim lag damals als Residenz des Basler Domkapitels im Fürstbistum Basel und gehörte zum Deutschen Reich, so dass an einen Einfluss der nur zwei Wegstunden entfernten reformierten Stadt Basel nicht gedacht werden kann.
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Ausgangspunkt der Anlage war zweifellos der Kauf des ehemaligen Flachsländischen Schlösschens am Dorfrand von Arlesheim als Landvogteisitz durch den Baron von Andlau. Es diente als Ersatz für das baufällig und unbequem gewordene Schloss Birseck auf dem Burghügel östlich des Dorfes. Damit waren die Voraussetzungen für die Umwandlung des Burghügels mit seinen Grotten, dem Tälchen mit dem Bach, den Fischweihern mit der Mühle in eine romantische Anlage mit Spazierwegen und Aussichtspunkten gegeben. Erhalten hat sich als einziges Dokument aus der Entstehungszeit der im Andlauerhof aufbewahrte, zwischen 1785 und 1788 entstandene Situationsplan der Ermitage. Nach Pfarrer Markus Lutz sollen der Domherr Heinrich von Ligertz und seine Base Balbina von Andlau die Ermitage zu Arlesheim angelegt haben, um damit arme Leute zu beschäftigen und den Bewohnern der Stadt Basel eine genussreiche Promenade zu verschaffen. Letzteres ist ihnen tatsächlich gelungen, indem die Ermitage eine Hauptattraktion für Reisende aus ganz Europa wurde, die auf einer Reise durch Basel einen Halt machten.
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Die Ermitage ist in drei Phasen (1785, 1793, 1812) nach unterschiedlichen Konzepten gestaltet und weiterentwickelt worden: Die erste Anlage von 1785 orientierte sich am Ideal der unverdorbenen Naturlandschaft, in der die Natur als geistige Universalmacht im Sinne Rousseaus ohne künstliche Eingriffe gelassen wurde. Um den Naturgenuss zu erhöhen, sind mehrere Aussichtspunkte eingerichtet worden, welche für den Besucher die umgebende Landschaft zum Bild werden liessen. Als zweites Ideengut ist an dieser Stelle das antike Arkadien zu nennen, das ebenfalls in den ersten Entwurf der Ermitage einfloss. Die späteren Veränderungen standen weiter unter dem Zeichen der Naturverehrung, legten aber ihr Schwergewicht auf sinnige Belehrungen, welche das unverdorbene Landleben und das Ideal der Freundschaft beinhalten.
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Mit dem Wiederaufbau um 1812 trat die Verehrung des Mittelalters und eine sentimentale Religiosität in den Vordergrund. Die damit verbundene Ritterromantik machte es möglich, die inzwischen verlassene und baufällige Schlossanlage Birseck als Erweiterung in die Gartenanlage miteinzubeziehen.
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Vom Dorf her führt die Ermitagestrasse direkt zum Westeingang der Ermitage. Unterwegs erblickt man auf der Nordseite das mächtige Walmdach des Andlauerhofs und dahinter das gelbe Giebelfeld des Herrschaftshauses, zu dem die Ermitage gehört. Es stand hier lange vor der Entstehung der Ermitage und hat keinen Achsenbezug zum Garten. Die einzige Verbindung war eine Art Privatweg für die Eigentümer und deren Gäste vom Herrschaftshaus, seinem hinteren Hofplatz durch eine Kastanienallee, über eine Brücke durch den Obstgarten zum Karussellplatz in der Ermitage.
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Weiter östlich davon bei der Abzweigung der Strasse zur Schönmatt beginnt dem Bache entlang der Weg in die Ermitage.
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Der Haupteingang liegt bei der Gebäudegruppe von Mühle und Gärtnerhaus in einem Engpass zwischen dem Birseckhügel und Hollenberg, mit Brücke und Aquädukt, malerisch flankiert. 1239 im Besitze des Bischofs von Basel erwähnt und bis 1793 ein Erblehen, ist die Mühle im Zusammenhang mit der Burg zu sehen. 1785 bildeten die drei Mühlen nicht nur eine willkommene Staffage, sondern symbolisierten mit dem Wasser die Kraft der Natur.
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Das erste Gebäude rechts ist das sogenannte Gärtnerhaus,1703 erbaut als Mühle vom Müller Hans Leuthardt-Herzog (siehe Türsturz). Das markante gewalmte Mansarddach stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Oberhalb der Abzweigung des Weges steht die 1780 erbaute Mühle mit Krüppelwalmdach und Ökonomiegebäude. Zur Zeit der Eröffnung der Ermitage 1785, stand die alte Mühle gegenüber am Fusse des Burghügels mit dem z.T. noch vorhandenen Aquädukt für die Wasserzuleitung. 1793 brach man sie ab, weil ihr Wasser über den Weg zum Gärtnerhaus lief und den Zugang zur Ermitage erschwerte. Aus diesem Grunde befand sich der erste Haupteingang westlich d.h. unterhalb der Gebäudegruppe beim sogenannten Salamanderteich, wo sich ein künstlicher Wasserfall über eine künstliche Felspartie in ein Wasserbecken ergoss. Heute fehlt das Wasser. Die Wasserfallromantik jener Zeit, z. B. Rheinfall, Staubbachfälle etc. kam somit bereits am Eingang zur Geltung.
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Ein Jahr nach der Eröffnung des Gartens entstand 1786 der heutige Felsentoreingang mit zwei Felsenöffnungen, ursprünglich links von einem offenen Bach durchflossen. Bis hierher konnten die Gäste mit der Kutsche fahren. Über dem inneren Tor liest man die 1789 erstmals erwähnte lateinische Inschrift: NATURA AMICIS SUIS (Die Natur ihren Freunden). Nach der Wiederherstellung von 1812 stand hier ein Holzgestell mit der Inschrifttafel "Post fata resurgo 1812" (Nach der Zerstörung wieder auferstanden). Um 1860 wurde der Bach in eine Röhre gefasst und in ein rundes Wasserbecken geleitet. Im hinteren Teil der Grotte bzw. Höhle führt noch eine Treppe in eine kleine Höhle mit in den Fels gehauenen Sitzbänken und ein Weg zum Karussellplatz, der ersten Hauptattraktion des Gartens. Vor einer prähistorischen Halbhöhle ist hier eine künstliche Terrasse als erhöhter Aussichtspunkt auf das Dorf und als Spielplatz für die Kinder angelegt worden. In der Mitte stand ein einfaches viersitziges Karussellgestell, umgeben von den damals beliebten Pappeln und einem Trogbrunnen. Die mit Lampions erhellte Halbhöhle bot Platz für Feste und Gelage von vierzig Personen. Rechts davon führen in den Fels gehauene Treppenstufen zur Musikantentribühne. Das 1793 zerstörte Karussell wurde 1812 durch ein eleganteres mit Ring- und Ballspielen ersetzt. Mit der Anlegung dieses Platzes beabsichtigten die Entwerfer die Verherrlichung der unverdorbenen Landjugend. Zugleich fanden die Feste der höfischen Gesellschaft nicht mehr in einem Saal, sondern im Freien, in der gesunden Natur statt. Die Grotte selbst hiess Grotte der Calypso. Im 19. Jahrhundert sollten die Spiele mit dem Karussell an mittelalterliche Turniere erinnern. 1860 wurde das Karussell entfernt. Im Felsen steht die Inschrift: "Dem Andenken an die früheren Besitzer der Ermitage / Herrn Stabsmajor Achilles Alioth / 1822-1898 / und dessen Gattin / Frau Lucie Alioth, geb. Franck / 1836-1907 / in Liebe gewidmet / von ihren Kindern und Grosskindern."
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Vom Musikerpodium aus führte von 1812 an ein neuer Weg zu einer als Sonnenuhr verwendeten antiken Säule zur Erinnerung an die in der Umgebung vor allem in Augst wiederentdeckten römischen Ruinen. Auf dem Weg zur Gessnergrotte befand sich wohl in Erinnerung an Brücken in den Alpen eine kleine Kettenbrücke. In der Nähe folgte das Asyl der Träume als eine in den Fels gehauene und im Gebüsch versteckte Bank.
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Die Gessnergrotte, die zweite Hauptattraktion der Ermitage, hiess 1785 Grotte des Eremiten, denn hier lag neben einer Urne die hölzerne Figur des ruhenden Eremiten mit Wanderstab und Feldflasche. Nach dem Tode Salomon Gessners am 6. März 1788 wurde der Eremit entfernt und zu Ehren des Idyllendichters ein kleines Denkmal errichtet. Ein Stein mit Leier, Palette und Fackel und der Inschrift "S. Gessner" und einer aufgesetzten, heute fehlenden Urne. Rechts davon stürzte ein Wasserfall in einen ausgehöhlten Baumstamm, den Brunnen des Eremitengartens. Dieser bestand ursprünglich aus längsrechteckigen, heute runden Beeten. Oberhalb davon entstand 1812 eine halbrunde Tuffsteinbank mit der lateinischen Inschrift: "0 beata solitudo, o sola Beatitudo" (0 glückliche Einsamkeit, o einzige Glücklichkeit). Hinter dem Eremitengarten etwas erhöht an den Fels gelehnt erhebt sich die eigentliche Ermitage, die Waldbruderklause als dritte Hauptattraktion des Gartens. Das mit Schindeln bedeckte Holzhaus ist mit Baumrinde verkleidet. Der aus zwei gekreuzten Ästen mit Kreuz gebildete Glockenstuhl wurde nach 1840 durch den neugotischen Glockenstuhl ersetzt. Die Glocke überdauerte die Revolution und trägt die Jahreszahl 1785 und eine Inschrift mit dem Namen der Balbina von Andlau. Das Häuschen brannte 1793 ab und wurde 1812 rekonstruiert. Die Figur des Eremiten befand sich 1785 in der Grotte und seit 1788 im Haus. Sie stammt von einem Geistlichen namens M. Aubry und ist mit einem Automaten ausgerüstet, so dass er den Eintretenden grüsst und sich für eine Spende bedankt. Unweit von der Waldbruderklause steht die 1812 errichtete Kapelle mit einer Pieta aus Gips hinter der vergitterten Öffnung. Die Inschrift: "Bitt für uns" ist verschwunden. Eine Steintreppe führt zum sogenannten Holzstoss des Eremiten, 1793 zerstört und 1812 wieder hergestellt. Er birgt ein Aussichtskabinett mit Blick in den hinteren Garten. Richtung Westen erreicht man die soge-nannte Dianagrotte, eine oft mit Wasser gefüllte Felsspalte. Sie hiess später Grotte des Ver-hängnisses, denn hier war 1790 in Erinnerung an die Schlacht von Dornach, deren Schlacht-feld man von hier aus erblicken kann, die Jahreszahl "1499" in den Fels gehauen worden. Später hiess sie wegen des Wassers "Bad der Diana". Westlich davon befindet sich die so-genannte Rotunde, ein von Bäumen beschatteter runder Aussichtsplatz mit Blick auf das Dorf. Unterhalb der Schlossterrasse stand ebenfalls als Aussichtspunkt ein chinesischer Sonnenschirm, 1793 zerstört. Zu Füssen des Schlosses befand sich ein terrassierter Garten mit exotischen Pflanzen und als Abschluss eine künstliche Turmruine, ebenfalls Aussichts-kabinett. Nach 1812 entstanden hier Akazienreihen und das noch bestehende Gartenkabi-nett, das mehrfach erneuert, abgebrannt und 1984 rekonstruiert worden ist. Dieser Temple rustique überdeckt das Schachtende der darunterliegenden Proserpinagrotte, wobei dieser als antiker Altar mit Blumen und Früchtekorb und Inschriften gestaltet war. Dahinter befand sich an der Schlossmauer das erstmals 1837 erwähnte Treibhaus, wo Blumenliebhaber zu jeder Zeit Töpfe mit ausländischen Gewächsen und Sämereien kaufen konnten.
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Im 18. Jahrhundert begann hier der Abstieg in den hinteren Teil der Ermitage. Das damals noch nicht in den Rundgang einbezogene Schloss Birseck wurde im 19. Jahrhundert als Ruine neu entdeckt und zur Hauptsehenswürdigkeit des Gartens. Durch eine Maueröffnung erreicht man das Schloss über eine steinerne Zugangsbrücke und ein Gittertor. Der bepflanzte Schlosshof wird von den hohen Umfassungsmauern umschlossen. Hier fand die Ritter- und Burgenromantik reichlich Nahrung. Ein runder Steintisch sollte an die Ritter der Tafelrunde des Königs Artus, der Rundturm an das Gefängnis und die Ruinen an galante Feste erinnern. Kapelle und Rittersaal waren z.T. neu errichtet, neugotisch ausgemalt und ausgestattet worden. Über die Wendeltreppe des Rundturms erreicht man den teils gedeckten Wehrgang mit dem neugotischen Glockenstuhl und einer Äolsharfe, um 1900. Die Schlossanlage Birseck war 1239 in bischöflichen Besitz gelangt, die vermutlich von Lehensträgern des Klosters Niedermünster auf dem Kirchenhügel erbaut wurde. Nach dem teilweisen Wiederaufbau nach dem Erdbeben von 1356 bewohnte bis 1763 ein bischöflicher Landvogt als Verwalter der Herrschaft Birseck die Burg. Der neu antretende Landvogt Franz Karl von Andlau verlegte seinen Sitz ins Dorf, in den später nach ihm benannten Andlauerhof am östlichen Dorfrand von Arlesheim. Nach einer Brandschatzung durch aufständische Bauern 1793 ist die Burganlage erst im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Ermitage saniert und teilweise neu ausgestattet worden.
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Die heutige Schlossanlage Birseck umfasst in dem von einer Mauer eingebundenen Bezirk als markantes Wahrzeichen den Rundturm mit Kegeldach, die Marienkapelle mit Wanddekorationen im neugotischen Stil, den Rittersaal, erbaut um 1810 anstelle des ehemaligen Hauptbaus und der Wirtschaftsgebäude des Weidhofes mit Pförtnerhaus und ehemaligem Schaffnerhaus.
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Unterhalb vom Temple rustique befinden sich die beiden Apollogrotten, die den damaligen Besucher an die Orakelgrotten von Delphi erinnerten. In einer Felsspalte fand sich hier eine hölzerne Leier mit der Aufschrift: "Apollini sacrum". Anschliessend erreichte man den erstmals 1788 erwähnten "Temple de la vérité" und ein kleines Denkmal der Freundschaft mit der Inschrift "Amicitiae sacrum" und umgeben von 18 Holztafeln mit Sinnsprüchen in 18 verschiedenen Sprachen. Nach der Zerstörung der Ermitage von 1793 ersetzte man das Denkmal durch eine Sprachenpyramide mit wiederum 18, später 21 Sinnsprüchen in 21 verschiedenen Sprachen. Heute ist nichts mehr davon erhalten. Die Holztafeln aus dem 18. Jahrhundert sind im Vorraum der Schlosskapelle und jene von 1812 im Holzstoss des Eremiten aufbewahrt. Als nächste Attraktion folgt an einer Felswand die Gedenkinschrift an die Erbauer der Ermitage, verfasst von Professor Jeremias Jakob Oberlin, Professor in Strassburg und Bruder des berühmten Pfarrers Oberlin in Steintal. Er hat am 13. August 1785 zusammen mit dem Engländer William Coxe die Ermitage besucht: Die Inschrift lautet:
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HOSPES AMICE/HASCE DELICIAS/ NATURA DEBES/DEBES INDUSTRIAE/BALBINAE ANDLAU/HENRICI A LIGERTZ MDCCLXXXV
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Westwärts führt der Weg zur Proserpinagrotte. Ein schwarzes Gitter verschliesst die Höhle.
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In der oberen Grotte steht noch heute ein Denkmal zu Ehren der verstorbenen Balbina mit der Inschrift "Balbina von Andlau, deren Tod Heinrich von Ligertz bedauert 1798". In der unteren Grotte sieht man das noch erhaltene Auferstehungsdenkmal.
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Zwischen der Gedenkinschrift und der Proserpinagrotte befindet sich die 1789 beschriebene Diogenesgrotte mit den Inschriften: "Je cherche un homme/et moi je I'attends/est-ce toi?" Am Weg von der Grotte talwärts stand auf der Weide ein sogenanntes "Chalet des Alpes", das im 19. Jahrhundert abgebrochen wurde. Ostwärts davon befand sich der halbmondförmige Spielplatz für Kinder. Der Abstieg erfolgte ursprünglich über eine englische Brücke über den Bach und zu dem mit einer Baumreihe bepflanzten Damm des mittleren Weihers.
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Weiter unten über dem Bache unter einer Pappel erbaute man im Jahre 1814 zu Ehren des französischen Virgilübersetzers Jacques Delille oder Virgile Delille ein Denkmal mit den Inschriften: AU CHANTRES DES JARDINS V. J. DELILLE MORT A PARIS L'AN MDCCCXIII/QUI FAIT AIMER LES CHAMPS/FAIT AIMER LA VERTU. Auf der anderen Seite die Namen "Virgile Delille" und eine Leier, darunter die Inschrift: "Musis atque bonis flebilis occidit". Auf der gegenüberliegenden Steinbank ist eine Marmortafel mit einer Strophe aus Delilles "Homme des Champs" befestigt.
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1788 entstand beim nun "Lac de Tempe" genannten mittleren Weiher ein als "Tas de Charbon" verkleidetes Aussichtskabinett für den Blick auf die Sennhütte am andern Ufer. Der Weg vom Spielplatz zu den Waldhäusern am Ende des mittleren Weihers führte 1789 durch den Nachtigallenhain. Die beiden Waldhäuser, damals Büchsenschmiede und Öle, wurden 1786 als Badeort empfohlen. In der Büchsenschmiede wohnte damals der Landschaftsmaler J.B. Stuntz, bei dem sich die Besucher Ansichten der Ermitage kaufen konnten. Neben den Hütten ergoss sich der Bach kaskadenartig in den Weiher, und auf einem Kreuz vor der Hütte stand zu lesen: "L'ami de la nature en doit etre le peintre". Auf der Südseite des mittleren Weihers stand von 1812 bis 1947 eine "Cabane de la Solitude", später nach der Gemahlin Conrads von Andlau "Sophienruhe" genannt, mit der Inschrift:
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"Reiche Deinen Freudenbecher/Holde Einsamkeit jedem deiner Freunde/so oft er diese Stelle betritt."
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Die Gebäudegruppe der Waldhäuser bestanden zuerst aus der Gipsmühle und der Büchsenschmiede. 1810 kaufte Conrad von Andlau die Gebäude und erbaute 1817 ein neues Haus mit Öle,Tabakstampfe und Reibe, erkennbar am Mansarddach. Die etwas versteckt gelegene ehemalige Büchsenschmiede besteht heute aus dem 1914 errichteten Wohnhaus und dem 1827 errichteten Ökonomiegebäude.
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Hinter dem dritten Weiher entstand um 1870 der sogenannte Dreiröhrenbrunnen. Zudem befindet sich am Westhang des Schlosshügels eine Bank mit den Wappen Andlau-Schakmin, Erinnerungstafeln an Emil Kern-Alioth und an den Maler G.Ch. Gleyre.
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Würdigung
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Abschliessend die Würdigung von Herrn Dr. H.R. Heyer:
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"Zweifellos gehört die Ermitage zu Arlesheim typologisch zu den Felsengärten, wie sie seit der Renaissance in Europa bekannt waren und mit dem Felsengarten Sanspareil von 1749 bei Bayreuth ihren Höhepunkt erreichten. Ähnlichkeiten zwischen Sanspareil und Arlesheim sind denn auch wiederholt festgestellt, aber noch nicht untersucht worden. Die Verwendung von bereits bestehenden schönen Landschaften: hier mit Mühle, Weihern, Höhlen, Grotten, Burg als Staffagen entspricht durchaus den Landschaftsgärten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Hinzu tritt die in Arlesheim vorherrschende Idee der "Waldbruderei", deren Name bereits in einer der ersten Beschreibungen so verwendet wird. Er verleiht der Ermitage noch heute eine besondere Stimmung, die im Besucher das Gefühl erweckt, es habe hier einst ein echter Waldbruder gelebt. Zweifellos entnahm man dieses Motiv der englischen Tradition der Landschaftsgärten, verankerte es zugleich mit dem Kult für Kaiser Heinrich, dem Stifter und Patron des Bistums Basel, der zugleich Namensvetter des Domherrn Heinrich von Ligertz war. Zur Erinnerung stand in der Klause ein "alter Sanct-Heinrich, von wurmstichigem Holze". Ebenfalls an englischen Gärten knüpften die präromantischen, klassischen und okkultistischen Schichten an, doch werden sie mit Salomon Gessners Denkmal (Arkadien), römischen Ruinen (Augst) und Loutherbourg (Proserpinagrotte) sozusagen lokalisiert. Rückblickend ist festzuhalten, dass die erste Anlage noch sehr abstrakt war, und die späteren Zusätze das zugrundeliegende Ideengut konkretisierten. Dies gilt auch für die Spuren der damaligen Jugendverehrung im Sinne Rousseaus mit den Spielplätzen und dem Karussellplatz, die von Beginn an eine grosse Rolle spielten. Dies erklärt, warum auch Jugendliche zur "Arlesheimer Gesellschaft" gehörten. Auch Hallers Gedicht "Die Alpen" von 1729 hinterliess mit der Sennhütte seine Spuren. Die aus Frankreich importierten Elemente des anglo-chinoisen Gartens wie dem "Parasol chinois" des "Temple rustique" und der künstlichen Turmruine dominierten den Garten nicht. Die Ermitage war somit als Ausdruck verschiedener Strömungen jener Zeit und ein Spiegel derselben. Berühmt machte sie zweifellos nicht die Attraktionen, sondern die romantische und abwechslungsreiche Landschaft, wie sie noch heute erlebt werden kann."
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