Ermitagestrasse 41

 
Die Scheune des Hofgutes Arlesheim beim Andlauerhof, steht am Rande im alten Dorfkern Richtung Ermitage oder Schönmatt. Sie bildet mit dem hohen, geschweiften Walmdach einen dominierenden Teil des aus altem Pächterhaus und Nebengebäuden bestehenden Hofgutes Arlesheim, das zusammen mit dem Herrschaftsgebäude des Andlauerhofes (so genannt nach dem ehemaligen Besitzer und bischöflichen Landvogt des Birsecks) eine Gebäudegruppe bildet. Interessanterweise trennt sie aber auch den Hofplatz vor dem Herrschaftshaus von jenem vor dem Pächterhaus an der Ermitagestrasse.

Erbaut wurde die Scheune 1822 vom Freiherrn Conrad von Andlau, der bereits 1821 die Ränggersmatt auf dem Weg zur Schönmatt mit dem gleichen Dach hatte erbauen lassen. Die Scheune des Hofgutes Arlesheim ist ausserordentlich hoch und wirkt im Dorfbild mit dem geschweiften Dach einzigartig. Stallteil, Scheunentore, Wagenremise und gewölbter Keller zeigen, dass die Scheune die Masse der sonst üblichen Bauernhäuser oder Höfe dieser Region überschreitet. Das Dach bestand ursprünglich aus einer Sprengwerkkonstruktion mit Hängepfosten. Die Sparren in einem Abstand von 110 cm bestanden aus rund geschnittenen Bohlen. Auch die Ziegel waren der Schweifung entsprechend verschieden stark nach innen oder nach aussen gebogen. Conrad von Andlau, Sohn des letzten Landvogtes des Birsecks, hatte diese Form im Breisgau, seinem Asyl während der französischen Revolution, bereits vorher verwirklicht. 1805 hatte er den Laisackerhof bei St. Trudpert erworben und mit geschweiften Walmdächern um 1810 erbauen lassen. Nicht weniger als sechs Gutshöfe, darunter Hugstetten in der Nähe von Freiburg, besitzen diese Dachform. Demnach ist anzunehmen, dass Conrad von Andlau für die Neubauten der Ränggersmatt und des Hofgutes Arlesheim Zimmerleute aus dem Breisgau hatte kommen lassen. Die Dachform fällt in die Zeit des späten Barocks, denn sie erinnert auffällig an Turm- oder Dachgauben in Frankreich aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Jedenfalls ist ihre Form in der übrigen Schweiz nicht bekannt.

Am 14. März 1989 brannte die Scheune ab. Nur die relativ hohen Mauern blieben stehen. Da die Scheune in der alten Form für den Bauernbetrieb nicht mehr genügte und man andererseits auch nicht eine leere, museale Scheune rekonstruieren wollte, verzichtete man auf eine Rekonstruktion des Dachstuhls und realisierte eine Dachkonstruktion mit verleimten Bindern, so dass im Innern unter dem Dach eine Laufkatze eingebaut werden konnte. Dieser von den Eigentümerinnen im Einverständnis mit der Gemeinde und dem Kanton gefällte Entscheid ermöglichte die Erhaltung der das Dorfbild überragenden Dachform. Der Entscheid fiel auch deshalb leichter, weil auf der Ränggersmatt der gleiche Dachstuhl wie jener der Scheune des Hofgutes Arlesheim erhalten ist. In jedem Falle ist die Scheune nun wieder ihrer Funktion entsprechend verwendbar, gleichzeitig im Ortsbild erhalten geblieben. Gemeinde und Kanton haben den Wiederaufbau mit namhaften Beiträgen unterstützt. Handwerker und Behörden haben sich darum bemüht, das gewohnte Bild wieder herzustellen.