Ramlinsburg, Gassenbrunnen 5/7
Das Mehrreihenständerhaus wurde im Jahr 1556 errichtet und ist somit beinahe 500 Jahre alt. Unter dem grossen Ziegeldach der Ökonomie haben sich wesentliche Teile einer historisch einzigartigen Ständerkonstruktion erhalten. Diese Konstruktionsart war für den Hausbau im ganzen Baselbiet üblich, bis sich bei Bauernhäusern ab dem 16. Jahrhundert die Konstruktionsart mit gemauerten Fassaden und Sparrendach durchsetzte.
Bei der Ständerkonstruktion bilden gebäudehohe Hölzer das tragende System des Gebäudes und dessen Daches. Charakteristisch sind die steilen, ursprünglich mit Stroh gedeckten Vollwalmdächer. Diese sogenannten Hochstudbauten waren im Baselbiet einst weit verbreitet. Das Ständerhaus in Ramlinsburg weist nicht nur die üblichen drei Ständerreihen auf, sondern deren fünf. Man spricht daher von einer Mehrreihen-Ständerkonstruktion. Diese Konstruktionsart erlaubte grössere Bauten als die typische Hochstudkonstruktion.
Im Haus Gassenbrunnen 5/7 stehen einige Ständer schief und asymmetrisch, so dass auf den ersten Blick ein unmittelbar bevorstehender Einsturz zu befürchten ist. Ein Fachmann stellte aber fest, dass nicht der Bau sich stark geneigt hat, sondern Teile des Mehrreihenständergerüsts bereits beim Aufrichten der Konstruktion aufgrund eines Fehlers beim Abbinden (dem Herrichten der Bauhölzer) schief errichtet wurden.
Wer mehr zu diesem speziellen Fall wissen möchte, dem sei diese Publikation empfohlen: Zimmermannshandwerk vor 460 Jahren
Spätere Veränderungen, Schäden an den Hölzern und Setzungen im Mauerbereich haben seither zu starken Verformungen geführt, die nun dringend behoben werden müssen. Die notwendigen Arbeiten sind zur Zeit im Gange.
Ein anschaulicher Kurzfilm der Archäologie Basel-Landschaft (Lukas Pfister) erklärt die Erkenntnisse der Untersuchungen.