Zeitschichten freilegen – Der Park vom Weiherschloss Bottmingen
Der Garten des Weiherschlosses Bottmingen wird in verschiedenen Etappen instandgesetzt, weitergestaltet und im Geiste seiner historischen Anlagen neu interpretiert. Am Freitag, 1. September 2023 hat die kantonale Denkmalpflege, das Hochbauamt und die beauftragten Landschaftsarchitekten Medienschaffende über den aktuellen Stand informiert.
Die Kantonale Denkmalpflege, das Hochbauamt und die Landschaftsarchitekten haben am 1. September 2023 einer Schar von Medienschaffenden im Garten des Weiherschlosses Bottmingen die Fertigstellung der Ostpartie des Parks vorgestellt.
Neuinterpretation unterschiedlicher Stilepochen
Der Park des Bottminger Wahrzeichens hat eine lange Geschichte mit Höhen und Tiefen hinter sich. Er hat, wie andere vergleichbare repräsentative Anlagen, verschiedene Gestaltungswechsel erlebt, die bestimmt wurden von den Eigentümerinnen und Eigentümern, der Nutzung und dem aktuellen Gartenstil. Der erste dokumentierte Bestand reicht in die Barockzeit zurück. Ein historischer Stich von J. J. Fechter aus dem Jahr 1780 zeigt den Garten mit regelmässigen Anlagen und einer «Cour d’honneur» im Norden, mit geometrischen Pflanzungen, Wegen und einem Brunnen in Süden und Westen und mit einem Nutzgarten im Osten. Von alldem blieb nicht viel erhalten. Mit der Umgestaltung im landschaftlichen Stil wurden grosse Bäume mit unterschiedlichem Laub gepflanzt und der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Bis archäologische Grabungen Fundamente einer dreiteiligen Brunnenanlage aus der Barockzeit freilegten. Diese zeigten, dass Fechter die Brunnen realitätsgetreu wiedergegeben hatte, und sie bildeten die Grundlage für die Weiterentwicklung des Bestands. So entstand die Idee, ein gartendenkmalpflegerisches Konzept zu entwickeln. Dabei wurde das Übereinanderlegen von Elementen unterschiedlicher Stilepochen zum Thema der Neuinterpretation. Die Umsetzung war ein fortlaufender Prozess, der im Jahr 2001 begonnen hat und zwanzig Jahre dauern sollte. Wobei die West- und Nordseite des Parks noch offen sind.
Der aus der Geschichte und dem Bestand entwickelte Idealplan sah für den Südgarten vor, die wertvollen und zum Teil sehr alten Bäume zu erhalten, freizustellen und zu ergänzen. Die neue Gestaltung mit geometrischen Elementen fusst auf minimalistisch inszenierten Neuinterpretationen barocker Vorbilder: Ein mit Eibenkugeln und Hortensien durchsetztes Rasenparterre zum Beispiel. Oder drei neue Wasserbecken aus Stahl mit Zitaten von barocken Mustern.
Ausdrucksstarke Kontraste und geschickte Nachahmung verlorener Elemente
Im Ostgarten wurde die Allee das prägendste Element der Neugestaltung. Die kastenförmig geschnittenen Linden verweisen auf die Darstellung von Fechter. Die Allee bildet einen ausdrucksstarken Kontrast zu den freistehenden Parkbäumen und ist als Bindeglied aller Gartenteile ein wichtiges Element der Gesamtanlage. Rechtwinklig zur Allee zeichnen lange schmale Schmuckbeete die rechteckige Struktur des ursprünglichen Wirtschaftsgartens nach. Ein auf dem Plan von Fechter sichtbarer Laubengang auf der Ostgrenze des Gartens wird als Spalierpflanzung auf der Grenzmauer nachgezeichnet. Bei der Sanierung des Weihers stand für die Erneuerung der Holzstege ebenfalls der historische Plan Modell. Mangels Alternativen bleibt der westliche Garten vorderhand ein Parkplatz.
Abbildungen: Der östliche Teil des Parks im Weiherschloss Bottmingen (Fotos: Georg Aerni)