Erdgasleitungsbruch Reigoldswil - Zwischenstand

17.06.2014

Erdgasleitungsbruch Reigoldswil Kanton Basel-Landschaft - Zwischenstand der verschiedenen Abklärungen



Am Sonntag 30. März 2014, kurz vor 23.00 Uhr barst im Hanggebiet Munimatt der Gemeinde Reigoldwil die Erdgasleitung der Gasverbund Mittelland AG begleitet von einem lauten Knall und einem sehr lauten Ausblasgeräusch. Die Gasleitung verläuft von Arlesheim nach Oberbuchsiten und wurde Mitte der 1960-er Jahre gebaut.

Die unmittelbar nach dem Schadenereignis eingeleiteten Untersuchungen unter Federführung des Eidgenössischen Rohrleitungsinspektorates sind jetzt abgeschlossen. Untersucht wurden das Leitungsmaterial, der Schadensplatz sowie geologisch weiträumig das Leitungstrasse und die Hangsituation.

Die umfassenden Materialanalysen des Instituts für Werkstofftechnologie (IWT) in Wallisellen ergaben keine Hinweise  auf Materialschwäche, Wandstärkenverluste,  Alterung, Materialschäden etc. Die Abrissstelle befand sich auch nicht bei einer Schweissnaht. Metallurgisch ist die inzwischen 47 Jahre alte  Stahlrohrleitung (St46) in bestem Zustand und entspricht vollumfänglich den heutigen, in Europa geforderten Materialspezifikationen.

Auf Grund dieser chemischen, metallographischen, technischen Materialprüfungen führt das IWT das Bersten der Rohranlage auf Biege- und Zugüberbelastungen (Scherkräfte) zurück.

Die von der GVM in Auftrag gegebenen geologischen und geodätischen Untersuchungen analysierten den geologischen Untergrund und dessen Verhalten im Bereich der Bruchstelle. Diese  geotechnischen Untersuchungen ergänzten die bereits früher durchgeführten Abklärungen im Gebiet.

Der Bericht  des Büro Pfirter, Nyfeler + Partner AG gibt Aufschluss  über die verschiedenen  Schichten im Untergrund, über die Hangbewegungen und deren Geschwindigkeit in verschiedenen Tiefen,  sowie über die  Bewegungsrichtungen. Zusätzlich wurden die Daten aus der bestehenden Hangüberwachung im Umfeld der Deponie Eichenkeller einbezogen.

Das so genannte Hangkriechen mit einer Geschwindigkeit von rund 10 mm pro Jahr ist für Hänge im Jura nicht aussergewöhnlich. Die neueren Aufzeichnungen dokumentieren die deutliche Zunahme dieser Bewegungen ab 2013. War der Hang früher langsam und gleichmässig in Bewegung, was für die Leitung unkritisch war,  hat diese Zunahme der Bewegungsgeschwindigkeit hohe Scherkräfte verursacht, welche die Elastizität der Stahlrohrleitung übermässig beansprucht und letztendlich den Abriss verursacht haben. Die Experten kommen zum Schluss, dass die verschiedenen Schichten weiter in Bewegung sind.

Aufgrund der vorliegenden geotechnischen Erkenntnisse wird die Erdgasleitung der GVM ausser Betrieb bleiben. Eine örtliche Wiederinstandstellung  kann unter den vorliegenden Erkenntnissen nahezu ausgeschlossen werden. Eine weiträumige Umlegung wird abgeklärt, um die Diversifikation der Erdgasversorgung wieder herzustellen. 

Gleichzeitig ist die Federführung für die nun folgenden weiteren Abklärungen - namentlich zu Fragen im Zusammenhang mit der Deponie Eichenkeller - vom Eidgenössischen Rohrleitungsinspektorat zum Baselbieter Amt für Umweltschutz und Energie übergegangen.