Geschichte – Basel-Landschaft, eine europäische Geschichte

Frühe Siedlungen

Funde belegen, dass das Gebiet des heutigen Kantons Basel-Landschaft schon in der Urzeit bewohnt wurde. Im Ergolz- und im Birstal gibt es Zeugnisse von Keltensiedlungen. Um Christi Geburt fassen die Römer im Rheintal Fuss und gründen Augusta Raurica im Zuge der Eroberung Galliens durch Julius Caesar.

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Augusta Raurica

Bereits in der Antike ist der Rhein eine der wichtigsten Verkehrsachsen Europas. Wo die Nord-Süd-Verbindung von Italien ins Rheinland auf die West-Ost-Verbindung von Gallien an die Donau trifft, gründet Lucius Munatius Plancus, Feldherr unter Julius Caesar, im Jahr 44 v. Chr. einen ersten Stützpunkt am Rhein.

Augusta Raurica entwickelt sich zu einem regionalen Zentrum mit Marktplätzen, Theatern, Thermen und Tempeln. Hier leben und arbeiten zur Blütezeit mehr als 10’000 Menschen. Die römische Stadt erstreckt sich auf über einen Quadratkilometer.

Im 3. Jahrhundert n. Chr. beginnt der Niedergang: Das einstige Stadtzentrum wird verlassen und die Armee errichtet direkt am Rhein ein mächtiges Kastell. Innerhalb seiner Mauern entsteht nach dem Abzug der Römer das heutige Dorf Kaiseraugst. Die Kastellkirche von Kaiseraugst aus dem 4. Jahrhundert ist eines der ersten christlichen Bauwerke der Schweiz.

Augusta Raurica ist der älteste römische Stützpunkt am Rhein und gilt heute als grösster archäologischer Park der Schweiz, den jährlich über 100’000 Menschen besuchen.

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Augusta Raurica: Theater im Sommer (Foto: Susanne Schenker)

Die Herrschaft der Stadt Basel

Im Jahr 999 erhält der Bischof von Basel von Rudolf III. von Burgund das Kloster Moutier-Grandval. Dies ist der Beginn des Fürstbistums Basel. Der verarmte Landadel verkauft im Mittelalter seine Ländereien an den Bischof von Basel. Dieser wiederum verkauft sie im Verlauf des 15. Jahrhunderts an die Stadt Basel, die so ihr Territorium in der Landschaft aufbaut.

1501 tritt Basel der Eidgenossenschaft bei. Die Stadt Basel und ihr Untertanengebiet werden 1529 reformiert. Das Birseck, das Leimental und das Laufental bleiben als Gebiete des Fürstbistums Basel katholisch; dessen Hauptstadt ist ab 1528 Pruntrut. Die Stadt Basel beendet die Unruhen des Bauernkriegs von 1653 mit einer harten Bestrafung der Anführer. Im frühen 18. Jahrhundert eröffnet die Seidenbandweberei der Landbevölkerung neue Erwerbsmöglichkeiten als Heimarbeiter. Dies führt zu einem Bevölkerungswachstum in den Dörfern, bringt aber auch eine neue Abhängigkeit vom Weltmarkt.

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Trennung von Stadt und Land

Im Zuge der Französischen Revolution, kurz vor dem Einmarsch der französischen Truppen, findet im Jahr 1798 auch in Basel eine Revolution statt, an der sich Land- und Stadtbevölkerung gemeinsam beteiligen. Die neuen Rechte werden in einer Gleichheitsurkunde festgehalten.

Das Fürstbistum Basel wird am Wiener Kongress 1815 aufgelöst und aufgeteilt. Das Birseck und das Leimental gehen an Basel, das Laufental an Bern. Das ganze Gebiet wird damit schweizerisch. Mit der Restauration verliert die Landbevölkerung wieder an demokratischen Rechten. Aber das aufstrebende Bürgertum in Stadt und Land will die Rückkehr zu den alten Verhältnissen nicht hinnehmen.

Am 18. Oktober 1830 unterschreiben 40 Männer in Bad Bubendorf eine Bittschrift an die Regierung, die eine Verfassungsreform und die Wiedereinführung der Gleichheit von Land- und Stadtbevölkerung verlangt. Anführer ist der Therwiler Jurist Stephan Gutzwiller. Der konservativen Mehrheit in der Basler Regierung gelingt es nicht, die Auseinandersetzung um die neue Verfassung auf politischer Ebene zu regeln. Die andauernden gewalttätigen Wirren machen das Eingreifen der eidgenössischen Tagsatzung erforderlich. Der brüske Entscheid des konservativen Grossen Rats, 46 aufständische Gemeinden aus dem Kantonsverband auszuschliessen, führt im Frühling 1832 zur Partialtrennung und zur Gründung des Kantons Basel-Landschaft. Die Wirren gehen jedoch weiter. Die Schlacht an der Hülftenschanz am 3. August 1833 ist der blutige Höhepunkt des Bürgerkriegs. In der Folge verfügt die Tagsatzung die vorläufige Totaltrennung von Basel-Stadt und -Landschaft und die Aufteilung der Staatsgüter.

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Rümlinger Viadukt, Bild: Roland Zumbühl, Arlesheim

Repräsentative oder direkte Demokratie?

Der Aufbau des jungen Kantons Basel-Landschaft ist geprägt von heftigen politischen und persönlichen Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der Ordnungspartei um Stephan Gutzwiller, die eine repräsentative Demokratieform vertritt, und der Bewegungspartei um Emil Frey, die direktdemokratische Strukturen fordert. Es fehlt an Strukturen, Geld und vor allem an fähigen Leuten. Baselland wird Zufluchtsort von Revolutionären aus ganz Europa, vor allem aus Deutschland. Einige bleiben und wirken als Juristen, Lehrer, Ärzte oder Pfarrer im jungen Kanton. Die polemischen Auseinandersetzungen unter den politischen Lagern werden in den neuen Medien, den Zeitungen, geführt.

Die Eröffnung der Bahnlinie Basel–Olten im Jahr 1858 verändert die wirtschaftlichen Verhältnisse fundamental. Die Anpassungsprozesse in der Landwirtschaft und die Konkurrenz der Fabrikproduktion für die Heimposamenter/innen verschärfen die Schwierigkeiten. Die Armut nimmt zu. Die Hoffnungen, welche die Bevölkerung in die Kantonstrennung gesetzt hat, erfüllen sich nicht. Die Revi-Bewegung mit ihrem Anführer Christoph Rolle verlangt eine Verfassungsrevision und die Stärkung der direkten Demokratie. Die politische Elite ihrerseits wehrt sich dagegen, weil ihr Einfluss zu schwinden droht. 

Am 9. März 1861 fällt der Landrat den «Niemals-Beschluss» zur Wiedervereinigung. Damit wird der Graben zwischen Volk und Politik tiefer: Die Frage der Wiedervereinigung soll nur das Volk, nicht das Parlament entscheiden, ist die vorherrschende Meinung. Nach längerem Ringen um eine Verfassungsreform erhält der Kanton Basel-Landschaft im Jahr 1863 eine Verfassung mit direktdemokratischen Einrichtungen, wie sie sonst kaum ein anderer Stand der Eidgenossenschaft kennt: die Volkswahl der Regierung, das Recht, den Landrat abberufen zu können, das Initiativrecht und das obligatorische Gesetzesreferendum. Am 4. März 1864 wird der «Niemals-Beschluss» durch eine Volksabstimmung rückgängig gemacht.

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Die Frage der Wiedervereinigung

Im Zuge der Industrialisierung wächst die Bevölkerung in den Vorortsgemeinden von Basel stark und die sozialen Probleme nehmen zu. Ab 1900 entsteht eine kräftige Bewegung für eine Wiedervereinigung. 1914 wird der Wiedervereinigungsverband gegründet. Parallel dazu intensiviert sich auch die Zusammenarbeit der beiden Kantone mit dem Schulabkommen 1924 und mit diversen Zweckverbänden. 100 Jahre nach der Kantonstrennung wird 1932 die Wiedervereinigungsinitiative lanciert. Diese wird 1936 in beiden Kantonen angenommen.

Der Wiedervereinigungsprozess verlangsamt sich während des Zweiten Weltkriegs und wird 1947 gestoppt, als die Bundesversammlung aus föderalistischen Erwägungen den Wiedervereinigungsartikel nicht gewährleistet. Eine neue Wiedervereinigungsinitiative wird 1958 von der Baselbieter Bevölkerung mit deutlichem Mehr angenommen.

Wirtschaftsboom – selbstständiges Baselbiet

Der Wirtschaftsraum Basel erlebt nach dem Zweiten Weltkrieg einen beispiellosen Wachstumsschub. Der Kanton Basel-Landschaft verzeichnet schweizweit die höchsten Wachstumsraten und treibt den Ausbau seiner Infrastruktur zügig voran. Mit den modernen Schulen, Spitälern und Strassen entfällt das wichtigste Argument für eine Wiedervereinigung. Die Verbesserungen lassen eine Aufbruchsstimmung entstehen. Diese Stimmung findet ihren Ausdruck in der Volksbewegung «Selbständiges Baselbiet» um Paul Manz.

Frauenstimmrecht

1968 erhalten die Baselbieter Frauen das Stimmrecht auf kantonaler Ebene. Das neue Selbstbewusstsein und die neuen politischen Rechte der Frauen führen in der Abstimmung vom 7. Dezember 1969 zur wuchtigen Ablehnung der Verfassung für einen neuen Kanton Basel.

Partnerschaft

1974 nehmen beide Kantone den Partnerschaftsartikel in ihre Verfassungen auf. Im Kanton Basel-Landschaft wird gleichzeitig der Wiedervereinigungsparagraph gestrichen. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit der beiden Kantone auf unterschiedlichen Ebenen gipfelt um die Jahrtausendwende in Projekten wie dem gemeinsamen Kinderspital und der gemeinsamen Trägerschaft der Universität Basel.

Umweltschutz

Von 1981 bis 1984 unterzieht der Kanton Basel-Landschaft die Verfassung von 1892 einer Totalrevision. Auf eidgenössischer Ebene erregt der Artikel 115 Aufsehen. Er verpflichtet den Kanton, darauf hinzuwirken, dass auf dem Kantonsgebiet und in der Nachbarschaft keine Atomkraftwerke gebaut werden. Am 1. November 1986 rüttelt der Chemiebrand in Schweizerhalle die Bevölkerung in der Region wach. Im Zuge der Bewältigung dieses Ereignisses entstehen neue Umweltgesetze. Der Kanton Basel-Landschaft wird schweizweit zum Pionierkanton in der Umweltgesetzgebung.

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Blick Richtung Laufental, Bild: Claudio Minonzio

Anschluss des Laufentals

Mit der Gründung des Kantons Jura wird das Laufental zur Enklave. Nach intensiven politischen Auseinandersetzungen und knappen Abstimmungen tritt das Laufental per 1. Januar 1994 als fünfter Bezirk dem Kanton Basel-Landschaft bei.

Fusionsinitiative

2012 wird eine Initiative zur Prüfung einer Fusion der beiden Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt lanciert. Damit sollen die strukturellen Probleme der Region Basel gelöst werden. Sie wird im September 2014 im Kanton Basel-Landschaft mit grossem Mehr verworfen.

Gemeinsame Gesundheitspolitik

In der Abstimmung vom 10. Februar 2019 nehmen beide Halbkantone den Staatsvertrag zwischen den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft betreffend Planung, Regulation und Aufsicht in der Gesundheitsversorgung (LRV 2018-214) an. Damit beginnt ein neues Kapitel der Gesundheitspolitik. Die Stimmbevölkerung des Kantons Basel-Landschaft hat den Staatsvertrag über das gemeinsame Universitätsspital Nordwest deutlich angenommen, die Stimmenden im Kanton Basel-Stadt haben ihn jedoch abgelehnt. Damit kommt die Spitalfusion nicht zustande, denn dafür hätte der Staatsvertrag in beiden Kantonen angenommen werden müssen.

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